© Reittherapie Bambi
Was ist Reittherapie?
Was ist Reittherapie
Eine wissenschaftliche Betrachtung
Therapeutisches Reiten ist ein Sammelbegriff für Therapieverfahren, bei denen speziell
ausgebildete Pferde als Therapieunterstützung zum Einsatz kommen (Pschyrembel 2004: 1560f).
Synonym dafür wird auch der Begriff Pferdegestütze Therapie gebraucht.
Diese Verfahren können sowohl in der Gruppe als auch in Einzeltherapie durchgeführt werden.
Meist findet die Therapie in der freien Natur statt, kann aber auch in einer Reithalle oder auf einem
Reitplatz durchgeführt werden. Es können sowohl physische als auch psychische oder soziale
Aspekte im Vordergrund der Therapie stehen.
Physische Aspekte des Therapeutischen Reitens
Die körperliche Förderung findet in mannigfaltiger Weise statt und ist eng mit der Konzentrationsfähigkeit auf sich selbst und das sich unter
dem Reiter bewegende Lebewesen verbunden. Der auf dem Pferd Sitzende erhält vestibuläre und rhythmische Stimulationen, die je nach
Gangart, Rasse und Größe des Pferdes unterschiedlich sind. Es erfordert ein hohes Maß an Übung, Konzentration und auch einen
gewissen Grundtonus, das Gleichgewicht in allen Gangarten zu halten und immer wieder herzustellen. Das sich bewegende Pferd regt den
Menschen in ganz besonderem Maße an mitzugehen und die Bewegung in sich aufzunehmen. Hierbei werden sowohl Rhythmusgefühl, als
auch Adaption an die veränderten Reize gefordert und gefördert. Auf dem Pferderücken bieten sich unterschiedliche Möglichkeiten an, wie
z.B. allein oder zu zweit, vorwärts, seitwärts oder rückwärts, sitzend, stehend oder liegend um verschiedenste Stimuli zu setzten. Immer
wieder ist der menschliche Körper angeregt, sich den Bewegungen des Pferdes anzupassen (Böse et al. 2013). Bezug nehmend auf die
Studie von Goulardins et al. 2013 (S.14) bei der Kinder mit ADHS besonders schlecht die Kinder
unter anderem im Bereich Gleichgewicht abschnitten, soll hier kurz auf die bei Reittherapie
wissenschaftlich belegten sportmotorischen Fähigkeiten eingegangen werden. Diese
motorischen Fähigkeiten wurde in Reviews anderer Krankheitsbilder bei Intervention Reittherapie
schon untersucht. Das von Bronson et al. im European Journal of Physical and Rehabilitative
Medcine 2010 veröffentlichte Review hatte die Auswirkung von Reittherapie auf die
Gleichgewichtsfähigkeit von Menschen mit Multipler Sklerose (MS) untersucht. Er kommt zu dem
Schluss, dass Reittherapie positive Effekte auf die Balance von Menschen mit MS hat (Bronson
et al. 2010: 352). Auch das Review von Zadnikar und Kastrin (2011) bestätigten diesen Effekt bei
Kindern mit Zerebralparese (Zadnikar et al. 2011: 690f). Auch bei Kindern mit
Bewegungsstörungen wirkt sich Therapeutisches Reiten positiv auf das Gleichgewicht aus (Silkwood-Sherer et al. 2012: 715).
Für die anderen motorischen Bereiche, in denen Kinder mit ADHS Defizite zeigen, gibt es noch keine empirische Evidenz in Bezug auf
Reittherapie.
Psychische Aspekte der Förderung durch Therapeutisches Reiten
Psychische Aspekte werden durch die Interaktion mit dem Lebewesen Pferd angesprochen.
Durch die Berührung des Pferdes können Selbst- und Beziehungserfahrungen thematisiert und
therapiert werden. Durch das ohne Wertung und Vorurteile auf den Menschen reagierende Pferd
können sich Patienten leichter hinterfragen: „Körper, Seele und Geist werden in spannender
Selbsterfahrung gleichzeitig belebt und bereichert“ (Sharper 2010: 262).
Soziale Aspekte der Förderung durch Therapeutisches Reiten
Soziale Förderung wird über das Wissen um die Herdenstrukturen der Pferde an die Patienten
herangetragen. Die Kinder begreifen das Pferd als Kameraden, als gleichberechtigtes
Gruppenmitglied mit speziellen Bedürfnissen. Sie lernen über das soziale Gefüge der
Pferdeherde auch etwas über gutes und strukturiertes Zusammenleben mit ihren Mitmenschen.
Dabei werden spielerisch folgende Themen aufgegriffen: Absprachen treffen, nachzugeben und
sich durchzusetzen, Mitmenschen anzuerkennen und selbst Anerkennung zu erhalten (Böse et
al. 2013)